Dieser Gottesdienst wurde am letzten Sonntag nach Epiphanias am 02.02.2025 in der Jahannesgemeinde in Springvale, Melbourne geleitet.
Begrรผรung
Liebe Gemeinde,
ich begrรผรe euch herzlich zu unserem Gottesdienst am letzten Sonntag nach Epiphanias. Heute begegnen wir Gott auf dem Berg โ so wie Mose vor dem brennenden Dornbusch und die Jรผnger auf dem Berg der Verklรคrung. Berge sind Orte der Nรคhe zu Gott, Orte der Erkenntnis, aber auch Orte des Aufbruchs.
So fragen wir heute: Wo begegnet uns Gott? Wo ruft er uns? Und sind wir bereit, seiner Stimme zu folgen โ im Alltag, in der Welt, in unserem Leben?
Mรถge dieser Gottesdienst fรผr uns alle ein Moment sein, in dem wir Gottes Gegenwart spรผren. Lassen wir uns von seinem Wort leiten und stรคrken.
Kurze Humorfrage fรผr die Eltern
โAuf einem Berg kann man vieles erleben: Stille, Sturm, den Blick in die Weite. Oder โ wer kenntโs? โ schreiende Kinder, die nach fรผnf Minuten fragen: โWann sind wir daaa?โ Aber genau so ist das Leben mit Gott: Es gibt Momente des Staunens und Momente der Ungeduld โ aber er bleibt bei uns auf dem Weg!โ
Tagesgebet
Guter Gott,
du hast Mose aus dem brennenden Dornbusch gerufen und Jesus auf dem Berg der Verklรคrung in Herrlichkeit offenbart. Du zeigst dich, wo wir es nicht erwarten, und sprichst in unser Leben hinein.
รffne unsere Ohren fรผr dein Wort, unsere Herzen fรผr deine Nรคhe und unsere Hรคnde fรผr deinen Dienst.
Lass uns heute einen Augenblick deiner Herrlichkeit erahnen, damit wir gestรคrkt hinabsteigen in unseren Alltag, getragen von deinem Licht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Thema 1
Lesung 2. Mose 3,1โ10
- Einstieg: Die Faszination von Bergen
Frage an die Kinder: โWer von euch war schon einmal auf einem hohen Berg? Wie hat sich das angefรผhlt?โ
Cathedra ranges
โ Ziel: Emotionale Verbindung schaffen. Berge sind Orte des Staunens, der Ehrfurcht und manchmal auch der Angst.
Berge haben in vielen Kulturen eine besondere Bedeutung. Sie stehen fรผr Herausforderungen, fรผr die Sehnsucht nach dem Hรถheren, fรผr den Aufstieg zur Erkenntnis. Sie sind beides: Orte und Symbole. In alten Erzรคhlungen sind sie Orte der Offenbarung, der Prรผfung und der Transformation.
Verweis auf berรผhmte Berge: Mount Everest, die Alpen, Uluru in Australien โ besondere Orte ziehen uns an. Welches ist der nรคchste Berg hier? Mount Dandenong Observatory oder Arthurs Seat State Park. Etwa
รberleitung: In der Bibel sind Berge oft Orte, an denen Menschen Gott begegnen.
Warum? Berge stehen symbolisch fรผr die spirituelle Entwicklung des Menschen. Der Aufstieg auf einen Berg ist mรผhsam, erfordert Disziplin und รberwindung โ genau wie der Weg mit Gott. Wer auf einen Berg steigt, entfernt sich von der Welt des Alltรคglichen und kommt in eine Sphรคre der Klarheit. Besondere Orte, die, losgelรถst von den Ablenkungen des Alltags, tiefere Erkenntnisse ermรถglichen.
- Erste Berg-Begegnung: Mose am brennenden Dornbusch (2. Mose 3,1-15)
Liebe Gemeinde,
Die Geschichte von Mose und dem brennenden Dornbusch gehรถrt zu den bekanntesten Erzรคhlungen der Bibel. Sie ist nicht nur eine Erzรคhlung รผber ein auรergewรถhnliches Ereignis, sondern eine tiefe Offenbarung darรผber, wer Gott ist โ und wer wir sind.
Mose befindet sich in der Wรผste. Er ist in der Fremde, weit weg von seiner Vergangenheit in รgypten. Er hat sich ein neues Leben aufgebaut. Er ist Hirte geworden, sorgt fรผr die Schafe seines Schwiegervaters Jethro, und fรผhrt ein einfaches, aber geregeltes Leben. Man kรถnnte sagen, dass er es โgeschafftโ hat โ aus einem impulsiven jungen Mann ist ein verantwortungsvoller Erwachsener geworden. Doch dann begegnet er Gott โ und diese Begegnung verรคndert alles.
Gott ruft uns in unserem Alltag
Mose hat sich nicht auf eine gรถttliche Offenbarung vorbereitet. Er hatte keinen besonderen spirituellen Plan. Er war einfach unterwegs mit seinen Schafen. Und doch โ genau in diesem Alltag, genau in dieser scheinbaren Routine offenbart sich Gott.
Ist das nicht auch eine Botschaft fรผr uns? Gott ruft uns nicht nur in den groรen Momenten des Lebens, sondern auch mitten im Alltag. Vielleicht hรถren wir seine Stimme in einer Begegnung mit einem anderen Menschen, in einem Wort, das uns berรผhrt, oder in einem Moment der Stille. Der brennende Dornbusch steht dafรผr, dass Gott mitten in der Welt gegenwรคrtig ist โ auch dort, wo wir es nicht erwarten.
Der brennende Dornbusch: Ein Bild fรผr Gottes Gegenwart
Mose sieht etwas Ungewรถhnliches: einen Busch, der brennt, aber nicht verbrennt. Ein Zeichen, das ihn fasziniert und ihn nรคher treten lรคsst. Hier offenbart sich Gott โ nicht als eine zerstรถrerische Macht, sondern als eine geheimnisvolle, unbegreifliche Gegenwart.
Das Feuer steht in der Bibel oft fรผr Gottes Heiligkeit. Doch hier verbrennt es nicht, sondern es bleibt bestehen. Ist das nicht auch ein Bild fรผr Gottes Liebe? Sie ist eine Kraft, die uns verwandelt, aber nicht zerstรถrt. Sie kann unser Herz entzรผnden, ohne dass wir daran zugrunde gehen.
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer schrieb: โGott ist nicht das jenseitige Wesen, sondern er kommt in unser Leben, in unseren Alltag hinein.โ Diese Begegnung mit Mose zeigt genau das: Gott begegnet uns in unserer Welt und fordert uns heraus.
Mose wird berufen โ und zweifelt
Gott spricht zu Mose und gibt ihm eine Aufgabe: โFรผhre mein Volk aus รgypten!โ Doch Mose zรถgert. Er fรผhlt sich nicht wรผrdig, nicht fรคhig. โWer bin ich, dass ich das tun kรถnnte?โ fragt er. Und Gottes Antwort ist entscheidend: โIch werde mit dir sein.โ
Gott ruft nicht die Starken, sondern macht die Berufenen stark. Mose zweifelt, und doch ist er derjenige, den Gott erwรคhlt. Ist das nicht auch eine Botschaft fรผr uns? Wir denken oft, dass wir nicht genug sind, dass wir nicht fรคhig sind, eine Aufgabe zu erfรผllen. Aber Gott sagt nicht: โDu bist perfekt.โ Er sagt: โIch bin mit dir.โ Das genรผgt.
Vom Sein zum Werden
Mose ist von einem impulsiven jungen Mann zu einem verantwortungsvollen Erwachsenen geworden. Doch diese Entwicklung reicht nicht aus. Gott ruft ihn weiter. Er soll nicht nur bleiben, wer er ist, sondern werden, wozu Gott ihn bestimmt hat.
Auch wir sind gerufen, nicht in unserer Komfortzone stehen zu bleiben, sondern uns von Gott verwandeln zu lassen. Unser Glaube ist kein statischer Zustand, sondern ein Weg des Werdens.
Schluss: Gott ruft auch uns
Die Geschichte vom brennenden Dornbusch ist nicht nur die Geschichte von Mose. Es ist unsere Geschichte.
Gott ruft auch uns โ vielleicht leise, vielleicht unerwartet, vielleicht in einem Moment, in dem wir es nicht erwarten. Die Frage ist: Sind wir bereit, hinzuhรถren? Sind wir bereit, unsere Schuhe auszuziehen, wie Mose es tat, und uns auf heiligen Boden zu begeben?
Mรถge Gott uns offene Augen und offene Herzen schenken, dass wir sein Feuer in unserem Leben erkennen โ ein Feuer, das brennt, aber nicht zerstรถrt.
Aber es gibt auch besondere Orte die ihre Wirkung haben. Und besondere Zeiten, davon erzahlt das Evangelium von heute welches wir gleich nach dem nachsten Lied horen werden.
Ansprache II
Zweite Berg-Begegnung: Die Verklรคrung Jesu (Matthรคus 17,1-9)
Nach dem Lied folgt nun die zweite Begegnung mit Gott auf einem Berg: die Verklรคrung Jesu auf dem Berg Tabor.
Interaktive Aktion: Der Bergaufstieg
(Bevor der Predigttext gelesen wird, lade ich die Kinder nach vorne ein.)
Frage an die Kinder:
โStellt euch vor, ihr seid mit Jesus unterwegs. Er sagt: โKommt mit mir auf einen hohen Berg!โ Was wรผrdet ihr mitnehmen? Seid ihr bereit fรผr eine lange Wanderung?โ
(Kinder kรถnnen Gegenstรคnde nennen, z. B. Rucksack, Essen, Wasser, Taschenlampe. Dann bitte ich sie, gemeinsam mit mir symbolisch einen โBergโ zu erklimmen โ wir steigen auf die Altarstufen oder tun so, als wรผrden wir mรผhsam einen steilen Pfad hinaufgehen.)
Botschaft:
โEin Bergaufstieg ist anstrengend, oder? Manchmal wollen wir vielleicht aufgeben, aber wenn wir oben ankommen, sehen wir die Welt ganz anders. Und genau das passiert mit den Jรผngern: Sie erleben etwas, das sie nie vergessen werden.โ
Die Verklรคrung โ Ein Blick in Gottes Herrlichkeit
Jesus nimmt drei Jรผnger mit sich โ Petrus, Jakobus und Johannes โ und steigt mit ihnen auf einen hohen Berg. Dort geschieht etwas Unglaubliches: Jesus wird verklรคrt, sein Gesicht leuchtet wie die Sonne, seine Kleider werden blendend weiร. Plรถtzlich erscheinen Mose und Elia und sprechen mit ihm. Eine Wolke รผberschattet sie, und eine Stimme aus der Wolke spricht: โDies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; auf ihn sollt ihr hรถren!โ
Ich selbst war 2003 auf dem Berg Tabor in Israel. Der Aufstieg war mรผhsam, aber als ich oben ankam, hatte ich das Gefรผhl, an einem heiligen Ort zu sein. Die Aussicht war atemberaubend, und es wurde mir klar: Berge sind nicht nur Orte der Hรถhe, sondern Orte der Erfahrung. Sie reiรen uns aus dem Gewohnten heraus und lassen uns Dinge erkennen, die wir vorher nicht gesehen haben. Auf diesem Berg steht heute eine Kirche. Sie will auch das sein, ein besonderer Ort
Von Mose zu Jesus โ die Verbindung der beiden Berg-Erfahrungen
- Mose begegnet Gott auf dem Berg Horeb im brennenden Dornbusch und erhรคlt seinen Auftrag.
- Die Jรผnger begegnen Jesus auf dem Berg Tabor in seiner gรถttlichen Herrlichkeit und erkennen, dass er der Sohn Gottes ist.
- Beide Berge sind Offenbarungsorte: Gott zeigt sich, er spricht, und das Leben derer, die ihn hรถren, verรคndert sich.
Theologische Deutung: Die doppelte Natur Jesu
Die Verklรคrung ist nicht einfach nur ein Wunder โ sie offenbart etwas Entscheidendes.
Der Theologe Karl Barth schreibt:
“Die Herrlichkeit Christi ist nicht ein รคuรerlicher Glanz, sondern die sichtbare Wahrheit darรผber, wer er wirklich ist.”
Die Jรผnger hatten Jesus als Lehrer und Wunderheiler erlebt. Aber auf dem Berg sehen sie seine gรถttliche Natur โ fรผr einen kurzen Moment wird der Schleier gelรผftet, und sie erkennen, dass Jesus mehr ist als ein Prophet. Er ist Gottes Sohn.
Die Stimme aus der Wolke bekrรคftigt es: โAuf ihn sollt ihr hรถren!โ
Das bedeutet: Wenn wir wissen wollen, wer Gott ist, wenn wir verstehen wollen, was er von uns will, dann sollen wir auf Jesus schauen, seine Worte hรถren und seinem Beispiel folgen.
Vom Berg hinab โ Zurรผck in den Alltag
Petrus ist so beeindruckt, dass er auf dem Berg bleiben will: โHerr, es ist gut, dass wir hier sind! Lass uns Hรผtten bauen!โ (Mt 17,4). Doch Jesus bleibt nicht oben. Die Offenbarung ist nicht fรผr den Gipfel bestimmt, sondern fรผr das Leben unten im Tal.
Genau wie Mose vom Berg hinabstieg, um Israel zu fรผhren, steigen auch die Jรผnger mit Jesus wieder hinab. Die wahre Herausforderung beginnt nicht auf dem Berg, sondern unten โ im Alltag, in den Begegnungen mit anderen Menschen, in den Herausforderungen des Lebens.
Auch wir haben unsere โBergmomenteโ โ Zeiten, in denen Gott uns besonders nahekommt. Momente in denen wir in Jesus mehr sehen als nur einen besonderen Menschen. Unser Glaube zeigt sich nicht nur auf dem Gipfel, sondern im Alltag. Sind wir bereit, nach der Erfahrung wieder hinabzusteigen und Gottes Willen zu tun?
Die Antwort bleibt fur viele Menschen nein. Sie fragen weiter was ist ein gutes, ein gelingendes Leben, wofur lohnt es sich weiter zu machen und sich einzusetzen und die Antwort ahnen viele. Es ist mit Jesus.
Die zwei Szenen erinnern uns daran.
Mรถge Gott uns offene Herzen schenken, dass wir ihn auf den Bergen und in den Tรคlern unseres Lebens erkennen. Amen.